Teilselbständigkeit wird oft belächelt oder als Übergangslösung betrachtet – ein nettes „Extra“, während der sichere Angestelltenjob die zentrale Stütze bleibt. Doch was, wenn wir diese Rollen einmal umkehren? In diesem Artikel werfe ich einen kritischen Blick auf die gängige Praxis, den Angestelltenjob als unverrückbare Hauptquelle für Sicherheit und Stabilität zu sehen, und plädiere für ein Umdenken – bei Ihnen als Teilzeit-UnternehmerIn und in der Gesellschaft.
Die beruflichen Träume zu verwirklichen und gleichzeitig die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses zu genießen, ist ein legitimer und außerordentlich geschickter Weg, ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Doch warum wird Teilselbständigkeit dabei nur als „nebenberufliche“ Selbständigkeit betrachtet, während der Angestelltenjob selten als „nebenberuflich angestellt“ gesehen wird?
↘️ Die unterschwellige Abwertung durch das Wort „nebenberuflich“
Das Wort „nebenberuflich“ stellt die Selbständigkeit implizit als etwas dar, das weniger wert ist als ein „vollwertiger“ Beruf. Es suggeriert, dass die Selbständigkeit nur eine ergänzende Tätigkeit sei, die nicht die gleiche Ernsthaftigkeit oder Professionalität verdient wie ein Angestelltenverhältnis. Doch das ist weit entfernt von der Realität.
Für viele Teilzeit-UnternehmerInnen ist die Selbständigkeit nicht einfach ein „Nebenberuf“, sondern eine leidenschaftliche Berufung, die mit genauso viel Hingabe, Expertise und Aufwand betrieben wird wie jeder andere Beruf. Das Wort „nebenberuflich“ wird diesem Engagement nicht gerecht und verkennt die Bedeutung, die die Selbständigkeit im Leben dieser UnternehmerInnen hat.
Anstatt die Selbständigkeit als eine nachrangige Beschäftigung abzuwerten, sollten wir anerkennen, dass sie für Teilzeit-UnternehmerInnen der zentrale Ausdruck ihrer beruflichen Identität ist – egal ob sie zusätzlich angestellt sind, Care-Arbeit leisten oder alles auf einmal bewältigen ↗️.
💪🏻 Die unterschätzte Leistung von Teilzeit-UnternehmerInnen
Ein oft übersehenes Problem ist die gesellschaftliche Wahrnehmung und die geringe Wertschätzung durch Vollzeit-Unternehmern und -Unternehmerinnen. In vielen Köpfen wird einE UnternehmerIn nur dann wirklich ernst genommen, wenn sie/er das Geschäft in Vollzeit betreibt. Diese Haltung führt dazu, dass sich Teilzeit-UnternehmerInnen, die nebenberuflich angestellt sind, minderwertig fühlen, obwohl sie ebenso sehr UnternehmerInnen sind wie alle anderen – vielleicht sogar die geschickteren.
Denn Teilzeit-Selbständige müssen in weniger Zeit mehr erreichen. Sie jonglieren ihre unternehmerischen Verpflichtungen mit den Anforderungen eines Angestelltenjobs oder anderer Aufgaben und schaffen es dennoch, ihre Ziele zu verfolgen und ihr Geschäft zu entwickeln. Diese Fähigkeit, in begrenzter Zeit Höchstleistungen zu erbringen, erfordert enorme Disziplin, Effizienz und eine klare Priorisierung – Qualitäten, die oft unterschätzt werden.
Teilzeit-UnternehmerInnen sind nicht weniger unternehmerisch. Sie meistern die Herausforderung, zwei oder mehr anspruchsvolle Rollen zu vereinen ↗️, und verdienen dafür Respekt und Anerkennung.
💭 Wenn der Angestelltenjob zum Nebenberuf wird: Denken Sie um!
Die traditionelle Sichtweise setzt voraus, dass der Angestelltenjob Stabilität und Sicherheit bietet, während die Selbständigkeit mit Risiken und Unsicherheiten verbunden ist. Dieses Denken spiegelt sich in der Sprache wider: Wir sprechen von „nebenberuflicher Selbständigkeit“, aber selten von „nebenberuflicher Anstellung“. Doch diese Perspektive schränkt Sie ein, und Sie stellen Ihr Potenzial und das Ihrer Firma unter den Scheffel. Das Ergebnis? Auch alle anderen um Sie herum nehmen Sie und Ihr Unternehmen nicht ernst.
Definieren Sie Ihre Rolle neu und erlauben Sie sich, Ihre Arbeit und Ihr Leben nach Ihren eigenen Maßstäben zu gestalten. Sie öffnen sich neuen Möglichkeiten und schaffen sich Freiräume, in denen Sie wachsen und Ihre wahre Berufung entfalten können.
🆓 Was es bedeutet, die Selbständigkeit zur Hauptrolle zu machen
1. Selbstbestimmung und Identität: Wenn Sie sich dafür entscheiden, die Selbständigkeit als Ihren Hauptberuf zu definieren, setzen Sie ein klares Zeichen. Sie bestimmen Ihre berufliche Rolle selbst, anstatt sich von äußeren Erwartungen leiten zu lassen. Dies gibt Ihnen nicht nur mehr Kontrolle über Ihre Arbeit, sondern stärkt auch Ihr Selbstbewusstsein.
2. Mehr Fokus und Klarheit: Indem Sie die Selbständigkeit zur Priorität machen, schaffen Sie sich den Raum, sich voll und ganz auf Ihr Unternehmen und Ihre beruflichen Ziele zu konzentrieren. Die Energie, die zuvor in den Angestelltenjob geflossen ist, kann nun in die Entwicklung Ihrer Ideen, Produkte und Dienstleistungen investiert werden.
3. Stärkung des UnternehmerInnen-Geistes: Die Umkehrung der Rollenverteilung stärkt Ihre Entschlossenheit und Ihre Kreativität, denn Sie übernehmen die volle Verantwortung für Ihren Erfolg. Der Angestelltenjob wird nicht mehr als Hauptfokus, sondern als unterstützende Rolle wahrgenommen, was Ihnen die Freiheit gibt, Ihre unternehmerischen Visionen ohne Einschränkungen zu verfolgen.
4. Wahrnehmung durch andere: Ihre Umgebung – sei es Familie, Freunde oder GeschäftspartnerInnen – wird Sie anders wahrnehmen, wenn Sie Ihre Selbständigkeit als Hauptberuf definieren. Sie signalisieren, dass Sie ernsthaft und engagiert in Ihrem Unternehmen arbeiten. Diese veränderte Wahrnehmung führt zu mehr Unterstützung und Anerkennung führen und eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten.
5. Stärkere Positionierung im Markt: Ein klarer Fokus auf Ihre Selbständigkeit hilft Ihnen, sich im Markt besser zu positionieren. Sie treten mit einer klaren Botschaft auf, die nicht von der Unsicherheit eines „Nebenberufs“ verwässert wird. Das stärkt Ihre Marke und macht Sie für potenzielle KundInnen und PartnerInnen attraktiver.
6. Innere Zufriedenheit und Erfüllung: Indem Sie Ihre beruflichen Prioritäten neu ordnen, können Sie mehr Erfüllung und Zufriedenheit in Ihrer Arbeit finden. Die Entscheidung, die Selbständigkeit in den Mittelpunkt zu stellen, reflektiert Ihre Werte und Ambitionen und wirkt sich wiederum positiv auf Ihre Lebensqualität aus.
🆕 Die veraltete Sicht auf Teilselbständigkeit – „nebenberuflich“ hat ausgedient
Die Entscheidung, den Angestelltenjob als „Nebenberuf“ zu betrachten, während die Selbständigkeit den Hauptfokus bildet, ist nicht nur eine sprachliche Änderung. Es ist ein kraftvoller Schritt in Richtung einer Arbeitswelt, die den verschiedenen Rollen einer Teilzeit-Unternehmerin bzw. eines Teilzeit-Unternehmers gerecht wird und ihr die Wertschätzung als UnternehmerIn entgegenbringt.
Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel, der Selbständige unabhängig vom Umfang ihrer Tätigkeit als das anerkennt, was sie wirklich sind: vollwertige Unternehmerinnen und Unternehmer.
Es ist auch an der Zeit, dass Sie, liebeR Teilzeit-UnternehmerIn, die Macht der Teilselbständigkeit für sich anerkennen und sie bewusst leben. Lassen Sie den Angestelltenjob zur Nebensache werden und konzentrieren Sie sich auf das, was wirklich zählt: Ihre Leidenschaft, Ihre Vision und Ihr unternehmerischer Erfolg.
Und der Angestelltenjob? Kann dabei als Sicherheitsnetz dienen, das finanzielle Stabilität bietet, während Sie Ihr Unternehmen aufbauen und entwickeln.